Probleme der Wertschöpfungskette

Seit einigen Jahren werden in gut recherchierten Studien verschiedener unabhängiger Organisationen Informationen über mangelhafte Arbeitsbedingungen in der Elektronikbranche veröffentlicht ( s. Links). Die Wertschöpfungskette dieser als hochtechnisiert wahrgenommenen Branche wird demnach von Handarbeit dominiert, die in Schwellen- und Entwicklungsländern ausgeführt wird. Die Sozialstandards an diesen Arbeitsplätzen entsprechen in der Regel nicht den anerkannten Normen, wie sie die internationale Arbeitsorganisation (IAO/ LO) festlegt und in vielen Fällen auch nicht den grundlegenden Menschenrechten.

Die Situation ist aus anderen Branchen, v.a. landwirtschaftlicher Produktion, aber z.B. auch der Textilbranche bekannt: Unverhältnismäßig viele Überstunden, extrem gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen, ausbeuterische Kinderarbeit, erhebliche Umweltzerstörung, die den Menschen der Umgebung grundlegenden Schaden zufügt etc. bestimmen das Tagesgeschäft auch in der Elektronikbranche. Besonders betroffen sind diejenigen Arbeitsschritte, die, oft aus Kostengründen, wenig technisiert sind. Hier kommen besonders viele ungelernte Arbeitskräfte zum Einsatz. Diese sind nicht spezialisiert und daher kostengünstig und zudem leicht austauschbar.

Dies ist zum Beispiel der Fall in der Gewinnung der Rohstoffe, v.a. Erze aus denen grundlegende Metalle wie Kupfer, Zinn, Gold, Tantal, etc. gewonnen werden. Diese Rohstoffe kommen nicht selten aus Entwicklungsländern. Hier kommt es im Bergbau besonders häufig auch zur Ausbeutung noch sehr junger Kinder. Die gesundheitlichen Folgen sowie die Umweltzerstörung in diesen Gegenden sind verheerend. Nicht zu vergessen ist auch das Erdöl, das als Grundlage für Kunststoff dient. Auch bei der Gewinnung dieses "Alltagsproduktes" stellen Menschenrechtsverletzungen keine Seltenheit dar.

Zum anderen wird das Zusammensetzen elektrotechnischer Einzelbauteile und Baugruppen (Assembling) vorwiegend von ungelernten Arbeitskräften per Hand vorgenommen. Auch hier werden mitunter Kinder beschäftigt, wenn auch ältere und merklich weniger als im Bergbau. In der Regel wird das Assembling unter Arbeitsbedingungen durchgeführt, die den internationalen Übereinkommen und häufig auch den jeweiligen nationalen Arbeits- und Umweltgesetzen in keinster Weise gerecht werden.

Über die Arbeitsbedingungen in der Produktion von einzelnen Kleinkomponenten wird weniger berichtet. Da diese häufig auch in Entwicklungs- und Schwellenländern stattfindet, kann man aber davon ausgehen, dass dort ähnliche Probleme auftreten. Vereinzelte Berichte bestätigen diese Vermutung (z.B. Linsen, Kondensatoren). Durch die hohe Mechanisierung in diesem Bereich ist die Zahl der Betroffenen dort etwas geringer als im Assembling, die negativen Umweltauswirkungen sind aber durch besonders hohen Einsatz von Prozesschemikalien mindestens genauso hoch.

Kritischen Konsumenten fällt es schwer, bei Elektronikprodukten ihr Einkaufsverhalten nach sozialen Standards auszurichten, weil alle Unternehmen im Großen und Ganzen auf die selben Zulieferer zurückgreifen. Somit unterscheiden sich die Arbeitsbedingungen hinter den Produkten der verschiedenen Marken nur marginal, im Bereich der Einzelkomponenten gar nicht. Das Wissen über die Missstände in der Zulieferkette der Elektroindustrie noch relativ wenig verbreitet. Diverse unabhängige Organisationen arbeiten aber auf verschiedenen Ebenen daran, die Öffentlichkeit zu informieren und aufzuklären.

Hier ein aufschlussreicher und unterhaltsamer Bericht der chinesischen (Hongkong) Organisation SACOM über eine Elektronik-Fabrik in Südchina. (auf englisch)