Unser Weg zur Fairen Maus

Unsere Vision

Faire Arbeitsbedingungen für alle Beteiligten in der globalen IT Produktion, das ist unsere Vision. Unser Beitrag dazu ist eine Faire Compuermaus, die der Industrie einen Anreiz setzt, bei ihren Lieferanten (v.a. auch den asiatischen) und deren Lieferanten faire Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

Dem scheinbar unerreichbaren Ziel einer Computermaus, die im gesamten Produktionsprozess ohne jegliche Ausbeutung hergestellt wird, nähern wir uns Schritt für Schritt, nach dem Motto am Fairsten → Fairer → Fair

2012: Die Fairste Maus am Markt

2012/2013, ein Anfang: Mit Abstand das fairste, was es im IT Bereich gibt

Die 2. Version: noch ein Stück Fairer

2015, nach viel Arbeit: Noch ein Stück fairer (Srcollrad, Lötzinn, ...)

Die Maus wird fairer und fairer

ab 2016: Weitere Bauteile werden fairer

...

Ziel: Komplett Ausbeutungsfrei

Eines schönen Tages: Ziel erreicht, Maus komplett fair

Bleibt die Frage, was wir genau unter "fair" verstehen: Bei uns ist als "fair" definiert, was ohne Verletzung der Menschenrechte und ohne Ausbeutung (s. ILO Arbeitsnormen) auskommt. Ausgeschlossen sind also erzwungene Überstunden sowie ausbeuterische Kinderarbeit etc. Stattdessen streben wir z.B. an: "Guter Lohn für gute Arbeit", Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und ausreichendem Gesundheitsschutz, v.a. an Arbeitsplätzen mit potentiellen Gefahren für die Gesundheit. Details

Was haben wir bisher erreicht?

Generell achten wir bei der Beschaffung der Materialien darauf, dass wir, soweit möglich, Bauteile regional oder aus Ländern mit sehr guten Sozial- und Umweltstandards beziehen. (Wie hilft das asiatischen Arbeiterinnen? → hier.) Ist dies nicht möglich nehmen wir die umweltfreundlichste Variante und streben die Verwendung möglichst vieler recycleter Metalle an. Wieso die "fair" sind, zeigt das Beispiel unseres Recycling-Lötzinns). Um eine komplett faire Maus zu erreichen gehen wir auf unsere Lieferanten zu und suchen nach Lösungen in Bezug aus die Arbeitsbedingungen im Fertigungsprozess selbst als auch in Bezug auf die Bezugsquellen der verwendeten Rohstoffe. Für uns als kleinen Hersteller sind die Einflussmöglichkeiten derzeit noch beschränkt. Mit wachsender Marktpräsenz hoffen wir, immer mehr Verbesserungen bewirken zu können.

1. Phase: 2009 -2012

Projektstart und Konzeption der 1. Version → "am Fairsten":

Die Maus kam Ende 2012 als allerfairstes IT Produkt teil-fair auf den Markt: Für die eigentliche Produktion, also alle Lötarbeiten (Bestückung der Leiterplatte) und die Endmontage konnten wir eine Kooperation mit der Integrationswerkstatt Retex in Regensburg aufbauen. Durch die Wahl eines regionalen Partners konnten wir die großen Löt- und Montagefabriken wie z.B. Foxconn oder Yonghong umgehen, die im Ruf stehen, ihre Arbeiterinnen auszubeuten, indem sie sie unzählige Überstunden machen lassen, bei unzureichenden Löhnen und unter Bedingungen, die zu Vergiftungen und Verletzungen im Arbeitsalltag führen.
Bei Retex bestehen vielmehr besonders soziale Arbeitsbedingungen, da hier psychisch kranken Personen individuelle Arbeitsanforderungen geboten werden. Auch die Umweltstandards bei Retex sind den hiesigen Auflagen entsprechend sehr gut. Handlungsbedarf besteht hier noch bei der Energieversorgung. Mittelfristig möchten wir Retex überzeugen, Ökostrom bei der Produktion zu verwenden.
Eine Ebene tiefer in der Lieferkette, also bei den Lieferanten der Einzelbauteile konnten wir zum Projektstart weitere regional produzierende Betriebe mit sehr guten Arbeitsbedingungen und Umweltstandards für unsere Produktion gewinnen: microtech teltow für Widerstände (Produktion in Teltow), WIMA für Kondensatoren (Produktion in Aurich), frolyt für Elkos (Produktion in Freiberg), Vishay für SMD Kondensatoren (Produktion in Migdal Ha'Emek/ Israel), Nichia für LEDs (Produktion in Tokuhama/ Japan), Greule für Leiterplatten (Produktion in Pforzheim), die Landshuter Behinderten Werkstätten für Gehäuse, den schwäbischen Kunststoffhersteller tecnaro für Gehäusematerial aus nachwachsenden Rohstoffen, sowie weitere regionale Betriebe für die Herstellung von Nebenprodukten wie Schrauben, Verpackung, Etiketten, Farbstoff und Lötmittel. Die Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten der übrigen Bauteile, sowie die Vorlieferanten vieler Bauteile waren uns zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt.

2. Phase 2012-2016

Weiterentwicklung unserer teilfairen Maus → "Fairer":

Mit einem fertigen Produkt in der Hand fiel es uns bei einigen Lieferanten leichter, unsere Idee zu vermitteln und weitere Einblicke in die Produktion sowie Informationen zu den Vorlieferanten zu bekommen. In dieser Zeit besuchten wir die Leiterplattenproduktion sowie die Fertigungsstätte unserer Widerstände und konnten noch mehr Transparenz in unsere Lieferkette bringen. Dabei stellten wir auch fest, dass unsere damaligen Schalter höchstwahrscheinlich nicht, wie bis dahin angenommen, von Cherry/ zf selbst produziert wurden, sondern aus unbekannten chinesischen Fabriken in China stammten. Fair produzierte Schalter scheint es derzeit noch nicht zu geben. Immerhin wechselten wir die Bezugsquelle dahingehend, dass wir nun direkt von einer chinesischen Fabrik beziehen, die wir 2013 auch besucht haben. Wir haben also nun direkten Kontakt zum Management und zudem einen Einblick, wo die arbeitsrechtlichen Probleme in dieser Fabrik liegen. Gleichzeitig haben wir einen potentiellen Lieferanten für fairere Kabel (ebenfalls in China) besucht und stehen in Verhandlungen, wie eine faire Produktion aussehen kann. Im ersten Schritt konnten wir hier die Transparenz erhöhen. In Kooperation mit der TU München haben wir weitere Überlegungen bzgl. einer besonders nachhaltigen Konstruktion des Kabels für unsere Maus angestellt, deren Ergebnisse in einer studentischen Forschungsarbeit zusammengestellt sind.
2015 konnten wir die konventionellen Plastik-Scrollräder aus China durch regionale Holz-Scrollräder ersetzen. Da die Plastikindustrie in China in der Regel noch schlechtere Arbeitsbedingungen bietet als die IT Industrie, hat sich damit die Fairness unserer Maus nochmal erhöht. 2014 haben wir die Initiative Fairlötet angestoßen, die 2015 mit dem ersten fairen Lötdraht aus Recycling-Zinn auf den Markt kam. Dieser Lötdraht wird seitdem auch bei der Bestückung unserer Leiterplatten verwendet. Der bisherige Lötdraht basierte auf Zinn aus Indonesien, das für starke Menschenrechtsverletzungen bekannt ist. Also auch hier eine positive Entwicklung. (Wieso bezeichnen wir Recycling-Zinn als "FAIR"?)

... und wie geht's weiter?

3. Phase: 2016-2018

Faires aus China, fairere Vorbauteile und Rohstofftransparenz

Für die kommenden Monate und Jahre haben wir uns vorgenommen, Mausfüße (Gleitpads) aus fairer Produktion und nachhaltigem Material zu beschaffen. Es klingt unglaublich, aber wir konnten bisher keinen regionalen oder fairen Lieferanten für dieses simple Produkt auftreiben. Desweiteren möchten wir Kabel aus möglichst fairer, chinesischer Produktion mit transparenter Lieferkette beziehen und auch unseren chinesischen Lieferanten für Schalter und Drehgeber, Kaihua, zu besseren Arbeitsbedingungen bewegen. Einen Anfang haben wir in beiden Fällen bereits gemacht.
In der Zwischenzeit treten wir mit unseren regionalen, bereits fair produzierenden Lieferanten in Kontakt, um sie zu überzeugen, ihre eigene Lieferkette transparenter und fairer zu gestalten (Vorbauteile und Rohstoffe). So möchten wir 2016 mit unserem Lieferanten für Leiterplatten an einer nachhaltigeren Leiterplatte arbeiten, für die bereits in der Herstellung faires Lötzinn eingesetzt werden soll. Zu guter Letzt arbeiten wir in Kooperation mit der Hochschule Hannover (ifBB) daran, das Material für unsere Gehäuse zu optimieren und die Herstellung noch nachhaltiger zu gestalten. Denkbar sind dabei v.a. 2 Optionen: Das neue Material besteht aus fair angebauten nachwachsenden Rohstoffen (derzeit noch nicht verfügbar) oder wir verwenden Recyclingkunststoff.

Spätere Phasen ab 2018

Faire Zukunft

Wir sind uns bewusst, dass wir wahrscheinlich auch 2018 noch keine 100% faire Maus anbieten können. Weitere ToDos bis zur fairen Maus sind dann v.a. Rohstoffe und die Frage, wie wir unsere Lieferanten überzeugen, fair und nachhaltig gewonnene Rohstoffe, etwa recyclete Metalle in ihrer Produktion zu verwenden. Unsere Hoffnung ist, dass bis dahin noch einige andere Projekte in diese Richtung arbeiten mit denen wir Kooperationen aufbauen können und deren Erfolge wir für unsere Maus übernehmen können. Bisher gibt es dafür leider noch keine Konzepte. Lediglich dem Wunsch nach Verwendung sog. konfliktfreier Metalle wird vereinzelt entsprochen. Doch das reicht uns nicht aus. Wir bleiben dabei: Wir wollen wirklich faire Produktion ohne jegliche Ausbeutung.